Entnommen aus:
Pinguine - Ein LeseBilderbuch von Angelika Hofer und
Günter Ziesler, Stürtz Verlag Würzburg
Einst lud der König der Dämonen, To Marmarki, die Vögel
zu einem Tanzfest nach Vatnabar, drüben in Ramoaina. Viele ehrwürdige
Dämonen und Geister erschienen zu dem Fest. Auch die Teufel waren
geladen, sie sollten die Handtrommeln schlagen. Deshalb saßen sie
in der ersten Reihe zusammen mit ihren Frauen, die sie zum Zuschauen mitgebracht
hatten.
Die Vögel stellten sich in Tanzordnung auf:
Ganz hinten standen zwei Eulen, vor ihnen zwei Krähen, vor den
Krähen standen zwei Stare und vor diesen ein Seeadlerpaar. Vor diesem
hatten sich zwei Habichte aufgestellt, vor ihnen ein Taubenpaar und vor
den Tauben standen zwei Kuckucke. Vor den Kuckucken standen zwei Kakadus,
vor diesen zwei Ibisse und vor ihnen zwei Papageien. Ganz vorne standen
zwei Pinguine.
Nun begann der Tanz. Zuerst tanzten die Eulen die Reihe entlang nach
vorn. Da begannen die Frauen, Bemerkungen über die Vögel zu machen.
Sie sprachen: ,Wer wird denn die beiden mögen, die so tiefliegende
Augen und so hässliche weiße Schleier um die Augen haben?'
Hierauf tanzten die Krähen die Reihe entlang und die Frauen tuschelten:
,Was wollen denn diese beiden, die ganz kohlschwarz sind? Wer kann sie
leiden?' Als nun die Stare entlang nach vor tanzten sagten sie: ,Wohin
gehen die denn mit ihren gelben Schnäbeln und den paar weißen
Flecken auf den Federn?' Sodann tanzten die Seeadler die Reihe entlang
nach vorn. Die Frauen aber sagten: ,Wohin wollen die beiden mit ihrer
schmutziggelben Farbe? Wer wird sie mögen?' Als die Habichte nach
vorn tanzten, sagten die Frauen: ,Wohin laufen denn die mit ihren zwei
weißen Hälsen und ihrem rotbraunen Gefieder? Wer wird sie mögen?'
Nun tanzten die Tauben nach vorn und die Frauen sprachen: ,Wohin wollen
denn die beiden Weißhälse? Wer wird denn die beiden mögen?'
Als die Kuckucke nach vorn tanzten, kritisierten die Frauen sie: ,Wer
soll denn an diesen mit ihrem gesperberten Gefieder Gefallen finden?' Über
die beiden Kakadus, die nun nach vorne tanzten, sagten sie: ,Wozu tanzen
denn die hervor, diese Weißköpfe, die über und über
mit Kalkmehl bestreut sind? Wer mag sie?' Nunmehr tanzten die Papageien
nach vorn und die Frauen riefen: ,Wohin wollen denn die mit ihrem moosgrünen
Gefieder?'
Dann tanzten die Pinguine nach vorn. Als die Frauen sie sahen, stürzten
sie vor und klammerten sich an ihnen fest, damit sie ihnen gehörten.
Die anderen Vögel wurden eifersüchtig und es entstand großer
Lärm auf dem Tanzplatz. Schließlich flüchteten die Pinguine.
Sie konnten damals noch fliegen wie andere Vögel, weil sie an den
Unterseiten ihrer Flügel Federn hatten.
Die anderen Vögel überredeten die Sperlinge, ihnen diese Federn
auszurupfen. Die Sperlinge machten das auf folgende Weise:
Als es einmal regnete gingen sie zu einem der Pinguine und baten: ,Väterchen,
lass uns doch unter deine Flügel schlüpfen.' Der gutmütige
Pinguin erlaubte es und sie pickten ihm heimlich die Federn ab. Dann gingen
sie zum anderen Pinguin und baten: ,Väterchen,lass uns unterschlüpfen,
drüben regnet es schon durch.' Auch ihm pickten sie die Federn ab.
Als der Regen vorbei war und die Sonne wieder schien, sagten die Sperlinge:
,So, nun wollen wir weiterfliegen.' Die Pinguine wollten ihnen folgen,
doch da merkten sie, dass sie nicht mehr fliegen konnten.
Sie schämten sich sehr und wollten nicht mehr in diesem Land bleiben.
So wanderten sie lange Zeit, bis sie zu einem Felsen am Meer kamen. Da
stürzten sie sich hinab. Auf einmal merkten sie, dass sie schwimmen
konnten wie die Fische. Seitdem halten sich die Pinguine mehr im Wasser
als an Land auf.